154 Archive • Abenteuer Philosophie Magazin https://www.abenteuer-philosophie.com/tag/154/ Magazin für praktische Philosophie Tue, 22 Jan 2019 09:05:15 +0000 de hourly 1 Nr. 154 (4/2018) https://www.abenteuer-philosophie.com/nr-154-10-2018/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=nr-154-10-2018 https://www.abenteuer-philosophie.com/nr-154-10-2018/#respond Sun, 07 Oct 2018 06:39:01 +0000 https://www.abenteuer-philosophie.com/?p=1722 Magazin Abenteuer Philosophie

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Aus dem Inhalt

philoSPIRIT

José Carlos Fernández
Das Chrismon
Die arithmetische Bedeutung des Anagramms Christi
Sabina Jarosch
Nicht alltäglich, aber vollkommen normal
Veränderte Bewusstseinszustände, nicht nur behauptet, sondern sichtbar gemacht

philoSOCIETY

Ronald H. Tuschl
Europa am Scheideweg
Wohin geht die EU in der Flüchtlingsfrage?
Stefan Petkov
Gleichheit, Gleichberechtigung und Gerechtigkeit
Wenn scheinbar Gleiches Konturen erhält
Aubet Gassner
Träumen Androiden von künstlichen Schafen?
Wie uns die künstliche Intelligenz bald überholen wird
 

philoSCIENCE

Gabriel Felley und Evelyn C. Frisch
Das Yi Jing – Das Buch der Wandlung
Ein chinesisches Weisheitsbuch im Spiegel der Naturwissenschaften
Michael Leitner
Das Geheimnis der Zahlen –
Als Bausteine der Welt und des Lebens
Gerhard Mayer
Der Goldene Schnitt
oder die Schönheit der Zahl

philoART

Walter Gutdeutsch
Pythagoreische Sphärenharmonie
Die erstaunliche Beziehung zwischen Musik und Zahlen im Kosmos
Hannah Oppolzer
Worte am Galgen
Ein Plädoyer für Schreiben, Lesen und Denken
Jorge A. Livraga Rizzi
Ankor – Der letzte Prinz von Atlantis
Buchvorstellung

philoSOPHICS

Gudrun Gutdeutsch
Lebenskunst
In den Fehlern liegt die Kraft
Johanna Bernhardt
Welttag der Philosophie 2018
Astrid Ringe
Philosymbol
Die Sehnsucht nach dem Himmel
Manuel Stelzl
Philosophers
Und Gott sprach: Es werde Newton
Martin Holub
… und wie sieht dein Zuhause aus?

Martinissimo
Philosophisch Reisen
Im Land jenseits des Flusses

Rita Steiner
Philomoments
Schein oder Nichtschein
Ingrid Kammerer
Philostory
Das Hexen-Einmaleins
Renate Knoblauch
Das offene Meer des Ungewissen
Moshe Feldenkrais

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Wer diesen Buchtitel nicht kennt, kennt vielleicht „Blade Runner“, den Film von Ridley Scott, der auf diesem Buch basiert. Es gibt viele Vorbehalte gegen Science-Fiction. In den meisten Fällen ist die Zukunft, die da beschworen wird, dystopisch, d. h. eine negative Vision (im Gegensatz zu eutopisch bzw. utopisch). Das Buch von Philip K. Dick, einem der besten amerikanischen Science-Fiction-Autoren des 20. Jh.s, macht da keine Ausnahme.

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Träumen Androiden von künstlichen Schafen?

Wer diesen Buchtitel nicht kennt, kennt vielleicht „Blade Runner“, den Film von Ridley Scott, der auf diesem Buch basiert. Es gibt viele Vorbehalte gegen Science-Fiction. In den meisten Fällen ist die Zukunft, die da beschworen wird, dystopisch, d. h. eine negative Vision (im Gegensatz zu eutopisch bzw. utopisch). Das Buch von Philip K. Dick, einem der besten amerikanischen Science-Fiction-Autoren des 20. Jh.s, macht da keine Ausnahme. Erschienen ist es bereits 1968, und man kann nur staunen über den Weitblick des Autors. Die Fragen, die er darin aufwirft, sind erst jetzt richtig brisant geworden, da die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) so rasante Fortschritte macht. Die mit KI ausgestatteten Maschinen sind uns Menschen dicht auf den Fersen; manche Wissenschaftler warnen sogar davor, dass sie uns noch überholen werden. Es ist dringend geboten, die Position des Menschen neu zu bestimmen.

Was macht den Menschen aus?

Wir befinden uns in der Zeit nach dem „großen Krieg“, einem Atomkrieg, der die Erde fast unbewohnbar gemacht hat. Die Menschheit hat sich selbst abgeschafft. Nahezu alle Überlebenden sind auf den Mars ausgewandert. Um ihnen die Besiedlung zu erleichtern, wurden Superroboter konstruiert, eine neue Art von Sklaven. Sie sind äußerlich nicht von Menschen zu unterscheiden, sind mit einer überragenden Intelligenz, aber auch einem „Verfallsdatum“ ausgestattet, und dürfen die Erde nicht betreten. Aber der Mars ist nicht das Paradies, das man den Auswanderern vorgaukelt. Auch deshalb kommt es immer wieder zu Sklavenaufständen von Androiden, die sich gegen ihre Herren auflehnen, zur Erde zurückkehren und sich hier unter die Menschen mischen. Auf der Erde zurückgeblieben sind vorwiegend sogenannte Untermenschen wie das „Spatzenhirn“ John Isidore, die vom nuklearen Fallout stark geschädigt worden sind, und Kopfjäger, professionelle Killer, die die eingeschlichenen Androiden jagen.

Einer der Androiden-Jäger ist Rick Deckard, dessen Name nicht zufällig an den französischen Philosophen René Descartes (1596–1650) erinnert. Für Descartes ist der Mensch das zweifelnde Wesen. Der Mensch zweifelt an der Realität, an den Anderen, die diese Realität gestalten, sogar an sich selbst und an der eigenen Existenz. Aber, so sagt Descartes, es gibt eine Bewusstheit, die diese Zweifel formuliert, und „das bin ich“. Androiden kennen den cartesianischen Zweifel nicht. Für Philip K. Dick definiert sich der Mensch durch seine Komplexität und seine Zweideutigkeit. Menschlich sein heißt, sich zu widersprechen, keine unverrückbaren Gewissheiten zu haben, keine Antworten zu haben, die ein für alle Mal und überall gleichermaßen gelten.

Wenn wir Rick Deckard kennenlernen, ist er noch voll und ganz von seiner Mission überzeugt; die Kopfgeldprämien, die er für jeden ausgeschalteten Androiden, kurz „Andy“ genannt, erhält, erleichtern ihm seine Überzeugung.

Falls die Begeisterung doch einmal nachlässt, hängt er sich an seine „Stimmungsorgel“, auf der er den gewünschten Gemütszustand einstellen kann, z. B. sexuelle Erregung oder professionelle Sachlichkeit. Hier drängt sich zum ersten Mal die Frage auf, worin er sich dann noch von den menschenähnlichen Robotern unterscheidet, die er jagt. Deckard hört eine Androidin in Mozarts „Zauberflöte“, welche „besser als Elisabeth Schwarzkopf, Lotte Lehmann oder Lisa della Casa“ singt, die er noch aus alten Aufnahmen vor der Zeit des großen Krieges kennt.

Wem käme da nicht Olympia aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach in den Sinn? Olympia ist ein singender Automat, und Hoffmann verliebt sich in sie. Rick Deckard ist wie sein Schöpfer Philip K. Dick ein Opernliebhaber. Er fühlt sich zu der Sängerin hingezogen. Trotzdem wird sie „eliminiert“. Rick kommen die ersten Zweifel. War das wirklich nötig? Ja, versucht er sich zu beruhigen, Andys sind Maschinen. Sie können kein Mitgefühl, keine Empathie empfinden. Aber, fragt er sich plötzlich, was tue ich denn anderes? Und dann die Unsicherheit: Woher weiß ich, dass ich ein Mensch bin und keine Maschine?

Menschen empfinden Mitgefühl. Wirklich?

In der Philosophiegeschichte hat diese Frage eine lange Tradition: Was kann ich wissen? Woher weiß ich, dass ich ich bin und kein anderer? Ganz einfach durch meine Erinnerung … Genau.

Das, was wir „Ich“ nennen, ist vor allem eine Konstruktion der Erinnerung.

Und wenn die Erinnerung nun nicht meine wäre, sondern – künstlich? Hier befinden wir uns wieder im Roman, wo dem Gehirn von Androiden eine künstliche Erinnerung mitgegeben wird. In der Wirklichkeit sind wir noch nicht so weit, wir machen das selbst. Menschen verfügen über klare „Erinnerungen“ an Geschehnisse, die nie passiert sind. Und dass wir unsere Erinnerungen im Nachhinein manipulieren und „umschreiben“, kann man bei einiger Aufmerksamkeit an sich selbst feststellen. Sehr poetisch hat diesen existenziellen Zweifel der chinesische Philosoph und Dichter Dschuang Dsi (um 365–290 v. Chr.) ausgedrückt: „Ich schlief und träumte, ich sei ein Schmetterling. Ich erwachte und sah, dass ich ein Mensch bin. Aber woher weiß ich, dass ich kein Schmetterling bin, der träumt, er sei ein Mensch?“

Auf dem Boden dieses Zweifels keimt nun das Mitgefühl auch für nichtmenschliche Lebensformen. Tiere gehören dazu. Ein Tier zu haben, bedeutet, sich als Mensch zu fühlen. In der apokalyptischen Romanzeit gibt es nicht mehr viele echte, sondern fast nur noch künstliche Tiere. Sie sehen nicht nur genauso aus wie echte, sie verhalten sich auch so, reagieren auf ihren Besitzer und kennen seine Eigenarten. Der Besitzer entwickelt seinerseits eine emotionale Beziehung zu dem künstlichen Tier.

Zwei Anmerkungen seien hier erlaubt: Für René Descartes galten Tiere ohnehin als eine Art Maschine, deren Verhalten in Analogie zu den Gesetzen der Mechanik erklärt werden konnte; ihre Äußerungen waren für ihn nur Reaktionen ohne Bewusstseinsinhalte. Tiere verfügen, laut Descartes, nicht über die „geistige Substanz“ (res cogitans), die den Menschen auszeichnet.

Wenden wir nun den Blick in die Echtzeit, nach Japan. Dort hatte die Firma Sony Ende der 90er-Jahre den Computerhund Aibo herausgebracht und trotz sehr guter Absatzzahlen die Produktion 2006 bzw. die der Ersatzteile etwas später eingestellt. Damit hatte Sony viele Menschen zuerst glücklich gemacht und dann in bodenlose Verzweiflung gestürzt: Wo sollten sie Ersatzteile herbekommen, um ihren Hund „am Leben“ zu erhalten? Die „toten“ Hunde wurden sogar in einer buddhistischen Begräbniszeremonie „ausgesegnet“. Ende 2017 hat Sony die Produktion wieder aufgenommen.

Die neue Version von Aibo ist mit KI ausgestattet, die es dem Hund ermöglicht, etwa die Augen aufzuschlagen und zu bellen, wenn man ihn streichelt.

Der Mensch trifft Entscheidungen und übernimmt Verantwortung. Bestenfalls.

Auch Androiden sind einsam. Die letzten drei haben sich bei „Spatzenhirn“ John Isidore in einem verlassenen Haus einquartiert. Isidore ist glücklich. Er ist nicht mehr allein. Er weiß durchaus, mit wem er es zu tun hat. Seine neuen Freunde sind auf der Flucht, sie sind so unerwünscht wie er, aber er kann ihnen helfen, sie verstecken, sie schützen, wenn es sein muss.

Er ist bereit, sich selbst zu opfern. Plötzlich scheint er der einzige wahre Mensch zu sein. In dem heruntergekommenen Haus findet er eine Spinne. Eine Spinne! Eine echte, lebende Spinne! Die Androiden schneiden der Spinne die Beine ab. Unfähig, sich in andere Wesen hineinzuversetzen, können sie böse und gefährlich sein. Rick Deckard findet und erschießt sie.

Androiden sind keine wehrlosen, unschuldigen Opfer (oder vielleicht doch: Sie sind so programmiert); sie sind Kampfmaschinen oder anders ausgedrückt autonome Waffensysteme. Im Hinblick darauf sagte der frühere NATO-Generalsekretär Rasmussen: „Wir sprechen nicht über eine Zukunftsvision. Die militärische Nutzung Künstlicher Intelligenz steht unmittelbar bevor.“

Um das klar zu machen: KI ist nicht „böse“. Ihre Software schreibt sich selbst fort, ist also lernfähig. Bei den sogenannten „Killer-Robotern“ entscheidet sie aber aufgrund von Algorithmen und ohne menschliches Zutun, ob und wer getötet wird. Die ethischen Fragen, die sich hier auftun und die dringend einer Diskussion bedürfen, sind u. a. die nach Entscheidung und Verantwortung.

Ridley Scotts Film aus dem Jahr 1982 entscheidet sich übrigens für ein von der Buchvorlage abweichendes Ende. Bei ihm zeigen die Androiden Trauer über den Verlust von ihresgleichen, also Mitgefühl, und Rick Deckard brennt mit einer Androidin durch. Ist Deckard ein Mensch oder ein Android? Das ist ungewiss, aber er scheint ein Mensch zu sein, wenn Menschsein bedeutet, nicht nur für Tiere, sondern auch für Androiden Mitgefühl zu entwickeln, für alle Wesen, lebendig im überkommenen Sinne oder nicht. Gleichzeitig schließt ihn diese Haltung aus der Gemeinschaft der Menschen aus, die alles nichtmenschliche Leben zum Abschuss freigegeben hat. Hier setzt der Film „Blade Runner 2049“ von Denis Villeneuve an, der Ende 2017 in die Kinos kam. Die Süddeutsche Zeitung attestierte ihm, „nicht nur die richtigen Fragen zur Zukunft des Menschen und seiner Maschinen“ zu stellen, sondern sie auch „mit hypnotischen Bildern“ zu beantworten.

„Blade Runner“ ist nicht so sehr ein Science-Fiction-Abenteuer (das ist nur der Vorwand), sondern ein philosophischer, moralischer und ethischer Durchlauf, ein Roman der Fragestellungen und der Ideen. Die Grundstimmung ist die des metaphysischen Ausgesetztseins. Die Frage heißt nicht „Wie geht die Geschichte aus?“, sondern „Wer bin ich?“.

 

Literaturhinweis

  • Philip K. Dick, Blade Runner (Do androids dream of electric sheep), Fischer TB 2017
  • Ridley Scott, Blade Runner. Film von 1982
  • Denis Villeneuve, Blade Runner 2049. Film von 2017
  • buddhistische Trauerzeremonie für AIBO-Hunde unter „aibo funeral“ im Netz
  • über „Blade Runner 2049“ SZ Nr. 228 vom 04. Oktober 2017

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Wir sind von Zahlen umgeben. Zahlen bestimmen unser Leben. Wir alle haben ein Bankkonto, auf dem am Ende des Monats unterm Strich hoffentlich eine positive Zahl aufscheint. Hier soll es aber um die größere Bedeutung der Zahlen gehen. Wie beeinflussen sie uns und was können wir von ihnen lernen?

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Wir sind von Zahlen umgeben. Zahlen bestimmen unser Leben. Wir alle haben ein Bankkonto, auf dem am Ende des Monats unterm Strich hoffentlich eine positive Zahl aufscheint. Hier soll es aber um die größere Bedeutung der Zahlen gehen. Wie beeinflussen sie uns und was können wir von ihnen lernen?

Wir bewegen uns um den Erdmittelpunkt mit ca. 1670 und um die Sonne mit 107.000 Stundenkilometern, jedoch habe ich noch nie gehört, dass jemand ins All hinausgeschleudert worden wäre. Diese hohen Geschwindigkeiten realisieren wir nicht, weil sie konstant verlaufen. Erst wenn Geschwindigkeiten im Verhältnis zueinander betrachtet werden können und einem Rhythmus folgen, können wir sie wahrnehmen wie z. B. das Pulsieren unserer Stimmbänder, wo wir die Schwingungen der Luft hören können. Das Verhältnis beziehungsweise auch die Differenz ermöglichen unsere Wahrnehmung.

Mit Zahlen lassen sich Verhältnisse, Verbindungen und Relationen beschreiben. Manch einer stellt sich eine Welt, in der alle gleich sind, sehr harmonisch vor, aber wenn alles/alle gleich wären, wäre es nicht nur schrecklich fad, sondern wir könnten auch nichts erkennen. Es gäbe keine Unterschiede oder Differenzen. Wie wären die Stärken des Einzelnen erkennbar und wie könnten wir dann voneinander lernen, uns gegenseitig ergänzen?

Zahlen gelten als der Ursprung des Universums. Zahlen schaffen Ordnung.

Laut Platon existieren zuerst die Ideen, dann die Zahlen und schließlich die Formen. „Gott hat alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet“ (Die Weisheit Salomos aus dem biblischen Buch der Weisheit, Kapitel 11).

Die Wissenschaft vereint mit Zahlenformeln und Konstanten die Gesetze des Universums. Gesetze zu kennen, führt zu richtigem Denken und hilft uns, Lösungen für die Probleme unserer Welt zu finden und komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Jede Zahl vertritt eine Idee.

Wir beginnen mit der Null. Ist die Null eigentlich eine Zahl?

In der Kabbala steht sie für grenzenloses Licht (Ain-sof) und im I Ging entspricht sie dem Nichtanfang (Wuji). Die Null ist die Ursache ohne Ursache – deshalb passt auch der Kreis sehr gut zu ihr. Dieser ist die Summe aller Punkte um einen Mittelpunkt, der jedoch nicht existiert. Wir stoßen also an die Grenzen unserer Vorstellung. Wer kann sich einen Kreis ohne Mittelpunkt vorstellen? In der Mathematik verursacht die Null viele Probleme. Würden wir durch sie teilen, ist theoretisch das Ergebnis unendlich. Sie verbindet also den Ursprung mit dem Unendlichen in ihrer Singularität.

Nach der Null kommt die Eins, die Einheit, das Zentrum. Im Tai-Chi ist die Eins der Uranfang.

Die Idee dabei ist, dass dieser erste Punkt beginnt, sich zu bewegen. Hinzu kommt die Komponente der Zeit. Da unsere Wahrnehmung langsamer ist als die Bewegung des Punktes, kommt es zur Illusion einer scheinbaren Geraden. Dasselbe Phänomen beobachten wir, wenn wir ein glimmendes Stäbchen schnell auf und ab bewegen. Dies bedeutet wiederum, dass es immer nur einen Punkt gibt.

Jedoch durch die Schwäche unserer Wahrnehmung verfallen wir der Illusion der Vielfältigkeit. Bei der Zwei entsteht die Dualität. Gegensätze kristallisieren sich heraus – Yin und Yang. Der Punkt schwingt nun um eine zweite Achse in der Ebene und ein Kreuz entsteht. Dieses Kreuz beginnt sich zu drehen und durch diese Dualität entsteht das Leben, so wie erst bei der Vereinigung von Mann und Frau das Kind entstehen kann.

Das Symbol der Swastika, was wortwörtlich Kreuz bedeutet, entsteht durch die Drehung des Kreuzes. Wie brennende, sich drehende Fackeln ziehen sie ihre Flammen nach sich. Wenn sich die Dualität in die Schöpfung hineindreht und eine weitere Achse entsteht, wird die Dreiheit geboren. Die Welt ist nun dreiteilig, der dreidimensionale Raum ist fertig. Es gibt mehrere Möglichkeiten der dreiteiligen Welt, eine davon ist die Einteilung in Makrokosmos (Universum), Mesokosmos (Mensch), Mikrokosmos (atomare Welt).

Nach dieser Entwicklung geht es weiter und es gibt noch viele weitere Zahlen, deren Symbole umfassend sind, doch wie können wir durch sie die Natur und uns besser verstehen?

Wir schaffen es nur mithilfe von Zahlenverhältnissen, die Natur zu beschreiben. Betrachten wir die Natur, so entdecken wir immer wieder Analogien zwischen dem Großen und dem Kleinen. In der Mathematik bezeichnet man diese Analogien als Fraktale. Fraktale sind sich wiederholende, einander ähnelnde Geometrien. Diese Fraktale kann man grafisch darstellen. Vergrößert man nun einen Ausschnitt und zoomt hinein wie auf einer Landkarte, so sieht man immer wieder das Gleiche. Es erscheint uns, als würde man Europa vergrößern  und  an  der  Küste  Italiens  wäre  wieder  ein  kleineres  Europa  erkennbar.

Das  wohl  berühmteste  Fraktal  ist  die  Mandelbrotmenge,  die  in  ihrer  Darstellung  wie  ein  Apfel  mit  Gliedmaßen  aussieht.  Das  Faszinierende  dabei  ist,  weil  man  quasi  unendlich  hinein-  oder  hinauszoomen  kann,  dass  man  immer  wieder  das  gleiche  Apfelmännchen  erkennen  kann.  Die  Essenz  ist  ständig  präsent,  ob  man  vergrößert  oder verkleinert.

Fraktale  kommen  auch  in  der  Natur  vor,  beispielsweise  in  Kristallen,  Schneeflocken  oder  auch  beim  Karfiol  (Blumenkohl),  bei  Farnen,  Erosionsspuren  und  Viren.  Und  selbst  unser  Herzschlag  folgt  einem  Fraktal  und  man  kann  ein  gesundes  von  einem  kranken  Herzen  diesbezüglich unterscheiden.  Ein  Fraktal  durchzieht  das  ganze  Leben  in  Form  der  Spirale.  Im  Kleinen  sehen  wir  sie  in  unserer  DNA,  bekannt  als  Doppelhelix  (Mikrokosmos).  Betrachten  wir  den  Lauf  der  Erde,  stellen  wir  fest,  dass  wir  uns  fast  kreisförmig  um  die  Sonne  drehen.  Gleichzeitig  bewegt  sich  das  ganze  Sonnensystem  beinahe  gerade  durch  die  Galaxie.  Die  Erde  bewegt  sich  somit  spiralförmig.  Auch  unsere  eigene  Entwicklung  können  wir  wie  eine  Spirale  betrachten.

Wer  hat  nicht  einmal  schon  das  Gefühl  gehabt,  weiter  gewesen  zu  sein  oder  an  der  gleichen  Stelle  innerlich  immer  wieder  vorbei  zu  müssen  und  trotzdem  etwas  dazugelernt  zu  haben?

Diese  Sichtweise  kann  die  Gegensätze  des  Großen  und  Kleinen  verbinden.  Wir  können  die  dahinterliegenden Prinzipien  in  jeder  Skalierung  finden,  weil  sich  der  Bauplan  in  jeder  Stufe  wiederholt:  Ob  wir  in  die  Tiefe  gehen  oder  uns  einen  Überblick  verschaffen,  indem  wir  uns  Menschen  in  einem  größeren  Ganzen  sehen,  beides  verschmilzt  zu  einem  Bild,  die  Essenz  bleibt  gleich.  Betrachten  wir  unser  Leben    ebenfalls  wie  ein  Fraktal.  Im  Großen  spiegelt  sich  das  Kleine  wider  und  umgekehrt.    Täglich  können  wir  reflektieren,  was  unser  Leben  bestimmt  und welche  Gesetze  wir  missachten.

Bei  Reflexion  und  Studium  der  Natur  finden  wir  wieder  zu  den  Ideen  zurück,  denn  die  Natur  spiegelt  die  Struktur  des  Universums  wider.  Durch  einen  einfachen  Baum  –  oder  durch  die  Zahlen  –  können  wir  das  gesamte  Universum  studieren  und  verstehen. Nicht  in  der  Menge,  sondern  in  der  Tiefe  des  Erlebten steckt  Weisheit  und  Erkenntnis.  Sie  machen  uns  bescheiden  und  zufrieden.

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